Skip to main content Link Menu Expand (external link) Document Search Copy Copied

YOTA Summer Camp 2022

Das YOTA Summer Camp

Jugend im Amateurfunk gibt’s nicht? Doch – und das in fast allen Ländern der IARU Region 1. Das Summer Camp dient dabei als jährliches, von der IARU R1 Youth Working Group initiiertes Projekt, welches sich den kulturellen und technischen Austausch auf die Fahne geschrieben hat. Die Jugendlichen aus der ganzen IARU Region 1 erleben neben spannenden wissenschaftlichen Vorträgen und Erkunden des Gastgeberlandes auch viel über die Gemeinschaft im Amateurfunk. So entsteht ein reger Austausch auch über die Veranstaltung hinaus. Um das Camp so zugänglich wie möglich zu gestalten, wird nur ein symbolischer Betrag zur Teilnahme fällig und der Rest von der IARU als auch zahlreichen Sponsoren beigesteuert. Teilnehmen dürfen alle Jugendlichen im Alter von 15-26 Jahren, natürlich sollte man sich für das Thema Funk begeistern und einer Mitgliedsorganisation angehören. Das ganze Camp über ist die empfohlene Sprache Englisch als gemeinsamer Nenner, da die Teilnehmenden dutzende Sprachen sprechen. Das Camp bietet aber auch reproduktive Elemente wie das sogenannte Train The Trainer Programm, in dem die Jugendlichen untereinander von der Jugendarbeit in ihren Verbänden berichten und Tipps zur besseren Vernetzung bekommen.

Tag 1 Ankunft und Kennenlernen

Alles beginnt mit einer E-Mail, die Anfang 2021 in den Postfächern aller Jugendlichen landet, die zum Zeitpunkt im DARC Mitglied sind. Es wird von einem Camp berichtet, das normalerweise jährlich stattfindet und das nun nach zwei Jahren Corona Pause wieder stattfindet. Es geht um das 10. YOTA Summer Camp, das 2022 in Kroatien stattfinden soll. Die Planungen des Teams in Kroatien laufen zu diesem Zeitpunkt schon auf Hochtouren. Deshalb findet sich bald das deutsche Team, bestehend aus Claudia DC2CL (der Teamleiterin), Dominik DL1DJH, Konrad DK7ON und Leon DL3ON zusammen. Darauf beginnen auch für uns die Planungen, die sowohl on- als auch offline auf treff.darc.de und der HamRadio Messe in Friedrichshafen stattfinden. Uns wird schnell klar, dass wir sehr unterschiedliche Interessen im Bereich des Amateurfunkes haben und wie vielfältig der Amateurfunk ist. Ebenfalls stellen wir fest, dass es auch andere Jugendliche in Deutschland gibt, die sich ebenfalls für das eigene Hobby interessieren.

Am Tag vor dem Camp starten bereits die ersten Teilnehmenden aus Deutschland nach Kroatien. Genauer gesagt geht es in die Stadt an den vier Flüssen - Karlovac. Diese befindet sich nur unweit der Hauptstadt Zagreb. Es dämmerte bereits, da fährt Dominik DL1DJH mit dem Nachtzug über die Deutsch-Österreichische Grenze. Zeitgleich starteten auch über 100 weitere Jugendliche funkbegeisterte aus über 25 Ländern ihren Weg in die kleine Stadt im Herzen Kroatiens. Leon DL3ON ist bereits schon einige Tage eher angereist, um die Organisatoren beim Aufbau zu unterstützen. Nach der Ankunft in Karlovac trafen wir direkt auf andere Teilnehmende aus Algerien, die uns ebenfalls von ihrer langen Reise berichten. Schon jetzt spüren wir das große Interesse der anderen Teilnehmenden für Funk und Austausch mit anderen Jugendlichen. Nach einer kurzen Fahrt durch Karlovac erreichten wir schließlich das Camp, in dem man uns schon erwartete. Dadurch, dass Englisch als einheitliche Sprache festgelegt wurde, gelang der Austausch recht schnell und wir konnten im weiteren Verlauf des Camps unsere Kenntnisse auffrischen und verbessern. Nach der Begrüßung mit den Organisatoren, wurden wir mit einem Beutel, Trinkflasche, Schreibblock und Mütze gegen den starken Sonnenschein für die Woche ausgerüstet. Die Temperatur lag vermutlich heute schon über 30 Grad. Anschließend hatten wir Zeit die Zimmer zu beziehen und andere funkbegeisterte Jugendliche kennenzulernen. Der Austausch mit anderen jungen Funkamateuren ist sehr bereichernd, sowohl kulturell als auch technisch. So erlebten wir bei den Teilnehmern die Vielfalt unserer Hobbies und vor allem auch den Ham Spirit. Das Camp fand in einem eigens für YOTA gemieteten Hostel statt, so konnten wir alle Räume für Gesellschafts- und Funkspiele nutzen, ohne andere Gäste zu stören. Begleitend zur Anreise wurden wir in das Themenfeld der Sonnenbeobachtung eingeführt und durften diese anschließend durch ein spezielles Teleskop beobachten. Auch wurden uns die Antennenanlagen vorgestellt, bestehend u.a. aus einem Dipol, Beam und einer Vertikalantenne. Dabei wurden die Anstrengungen der Organisatoren deutlich, die schon einige Tage im Vorfeld mit dem Aufbau begonnen hatten. Später am Abend fand die offizielle Begrüßung statt, bei der neben den Verantwortlichen und der IARU Youth Working Group auch lokale Politiker auftraten. Das Ausmaß an jungen Leuten erstaunt uns alle und wir spürten die riesige Vorfreude auf die kommenden fünf Tage.

Bild 2: Sonnenbeobachtung mit einem speziellen Filter v.l.n.r. Dominik DL1DJH, Konrad DK7ON

Nun bleibt Zeit, sich von der erschöpfenden Anreise zu erholen und sich mit anderen Teilnehmenden auszutauschen. Die ersten Funkgeräte der Station werden hastig bemannt. Interessierte Gesichter scharen sich um die vielen Bildschirme, großen Boxen und Kabel. Deren Erscheinungsbild mit Spektrum, Wasserfall und modernem Aussehen zeigen, dass im Vorfeld viel Wert darauf gelegt wurde, den Gästen aus aller Welt einen beeindruckenden Blick auf das Hobby zu verschaffen. Es war bereits dunkel und die Bildschirme der Funkgeräte und Monitore leuchteten hell in die Nacht hinein. Man konnte viele gespannte Gesichter beobachten, die solche Stationen selbst bisher nicht kannten. Die zahlreichen Stationen umfassten dabei Einrichtungen für 80-40m und 20-10m. Auch standen uns mehrere Satellitenstationen für VHF und UHF sowie für QO 100 zur Verfügung. Die Antennenanlage erstreckte sich dabei über den ganzen Hof des Hostels. Der Funkbetrieb mit interessierten weltweiten Funkpartnern und das geringe Grundrauschen an der Station bereiten vielen jungen Funkamateuren bis spät in die Nacht Freude. Auch eine Verbindung in die eigene Heimat ist immer ein Highlight, weil man von seinen Erlebnissen berichten und seine eigene Sprache sprechen kann. Einige haben die Gelegenheit genutzt, um den klaren Nachthimmel von einem Hügel in der Nähe des Hostels erneut mit den Teleskopen zu beobachten.

Tag 2

Für einige Mitglieder des französischen Teams begann der zweite Tag schon recht früh um vier Uhr mit der Aktivierung der Station, um die Grayline ausnutzen zu können. So wurden einige Verbindungen unter anderem sogar nach Texas möglich. Der erste richtige Programmpunkt war der sogenannte Energizer, welcher zum Kennenlernen diente und als Start in den Tag fungierte. Schnell wurde jedem klar, welche kulturelle Vielfalt während der Veranstaltung durch die verschiedenen Interessen der Teilnehmer aus der ganzen Welt entsteht. Anschließend begann das Vortragsprogramm über aktuelle und aufkommende Themen und Technik im Bereich Contesting. Außerdem ging es im zweiten Teil um das Thema FT8 und den praktischen Betrieb der digitalen Betriebsart. Es ging weiter mit dem Selbstbau eines Fuchsjagd-Senders für die am dritten Tag geplante Fuchsjagd. Der Sender wird uns auch weiter durch die nächsten Tage begleiten, wo wir selbst Software entwerfen und anschließend die Sender peilen konnten. Am Abend fand der auf jedem YOTA Event stattfindende interkulturelle Abend statt. Das Konzept sieht vor, dass jeder typische Gegenstände oder Gerichte aus seinem Land mitbringt und so den Austausch zwischen den Teilnehmern anregt und das Interesse an anderen Kulturen weckt. Der Abend stößt auf großen Anklang unter allen Teilnehmenden und alle Teams haben sich sehr bemüht, möglichst viel von ihrem Land und ihrer Kultur zu teilen. So erleben wir jeden an diesem Abend viel offener und es entsteht ein reger Austausch. Bis spät in die Nacht spielt noch Musik und wir genießen unseren Aufenthalt in Kroatien. Ein anderer Aspekt ist außerdem die Spontanität des Camps, so werden über VHF Spieleabende vereinbart und auch neue Spiele entwickelt, wie beispielsweise Schiffe versenken über CW.

Tag 3 Krk

Heute geht es für alle schon um sechs Uhr mit dem Bus auf die Insel Krk im Mittelmeer. Wir bekommen Frühstück mit in den Bus und fahren durch das zu Beginn noch dunkle Kroatien. Als die Sonne langsam in ihrem Zenit über die Berge steigt, können wir in der Ferne schon das Mittelmeer entdecken. Die tiefblaue Farbe und der überwältigende Ausblick lassen uns die Uhrzeit fast vergessen. Angekommen werden wir schon von einem Teil des Organisatoren Teams erwartet, die bereits alle Antennenanlagen aufgebaut haben. Schon beim Aussteigen aus dem Bus spüren wir eine leichte Meeresbrise in dem Küstenort Baška, der im Osten der Insel liegt. Auch heute beginnen wir den Tag mit Bewegung, diesmal spielen wir Frisbee, was wegen des starken Windes nicht immer gut funktioniert, trotzdem haben wir alle eine Menge Spaß. Die Kurzwellenstationen sind auch relativ rasch bemannt, um die IOTA-Kennung in die Luft zu bringen. Besonderes Interesse gilt aber der Satellitenstation und schnell werden die nächsten Überflüge der LEO Satelliten ausgemacht, um alle Einstellungen des Rotors zu treffen. Es war herausfordernd, die Technik richtig einzustellen, aber schlussendlich können wir einige Kontakte über das ISS-Relais verzeichnen. Die Sonne intensiviert sich immer weiter im Verlauf des Tages, deshalb beschließen wir, den nahegelegenen Strand zu besuchen. Schnell stürzen wir uns in die Fluten und genießen die Zeit im kühlen Nass. Die Exkursion endete mit einer Train The Trainer Einheit, in der kreativ über die Vermittlung unseres Hobbys an Gleichaltrige nachgedacht wurde. Auf der Rückfahrt spürt man, was für ein ereignisreicher Tag hinter allen Teilnehmenden liegt.

Bild 4: YOTA Team Deutschland auf der Insel Krk; v.l.n.r Leon DL3ON, Dominik DL1DJH, Konrad DK7ON, Claudia DC2CL

Tag 4 Vorträge

Nach dem gestrigen Tag sieht das Programm heute deutlich ruhigere Aktivitäten vor. So starten wir mit einer Arbeitsphase mit einer eigenständigen Arbeitsphase, in der wir ein Plakat zum Thema International Space Station erarbeiten, es entstehen viele interessante Plakate sowie erstaunliche Zeichnungen der verschiedenen Module der Raumstation. Anschließend war Zeit an der Station zu arbeiten, uns gelangen einige DX-Verbindungen nach Nordamerika über das 17m Band. Nach einer ausgiebigen Mittagspause konnten wir uns im Programmieren der Fuchsjagd-Sender versuchen, was sich zuerst schwieriger herausstellt als antizipiert. Trotz der eingänglichen Schwierigkeiten können wir schlussendlich den Fehler auf ein falsches Uhrensignal zurückführen und dann die auf der Atmega Plattform basierten Chips programmieren. Der letzte Programmpunkt drehte sich um das Thema Solarbetrieb im Amateurfunk, so wurden wir zuerst theoretisch in das Themenfeld eingeführt und anschließend folgte eine praktische Erklärung an den Solarzellen unseres Camps die uns die letzten Tage bereits mit Strom für Beleuchtung und weitere Geräte geliefert haben. Am Abend stellen die anderen Teams Projekte aus ihren Organisationen vor. So erfahren wir über ähnliche Veranstaltungen und Erfahrungen, die in diesem Zusammenhang gemacht wurden. Nach dem Einbruch der Dunkelheit wird eine riesige Leinwand an dem einen Ende des Hostels aufgespannt. Wenig später werden dort Filme der nahegelegenen Zagreber Filmschule gezeigt, die bei den meisten für viele Lacher gesorgt haben.

Tag 5 Zagreb

Heute stand wieder eine Expedition auf dem Tagesplan, nur mussten wir diesmal nicht so weit fahren und so früh aufstehen. Die Exkursion heute geht in die Hauptstadt von Kroatien, Zagreb. Mit dem Bus dauerte die Fahrt nicht länger als eine Stunde in die Innenstadt. Als wir durch die Stadt fahren, erleben wir eine sehr moderne und kulturell vielfältige Stadt. Wir werden durch die Stadt in mehreren Gruppen geführt, unter anderem können wir die Kathedrale von Zagreb bewundern, welche von unten riesig erscheint. Wir werden durch ein altes Steintor aus dem Mittelalter geführt und sind nun in der Altstadt von Zagreb angekommen. Die Architektur ist sehr mittelalterlich geprägt und zwischen einigen Gebäuden steht eine prunkvolle Kirche mit dem Wappen Kroatiens in den Dachziegeln, uns wird erzählt, dass die Gebäude um diese Kirche den Regierungssitz Kroatiens bilden. Nun werden wir zu der alten Stadtmauer geführt, die einen guten Blick über die gesamte Stadt zulässt. Anschließend besuchen wir die modernen Teile der Stadt, so sehen wir das Theater und die Innenstadt, bis wir schließlich am Nikola Tesla Museum für Technik ankommen. Dort wird uns ein spektakuläres Programm mit gigantischen Teslaspulen und weiteren technischen Errungenschaften der Moderne geboten. Dann fahren wir weiter in Richtung Sljeme, einem nahe gelegenen Berge in nicht enden wollenden Serpentinen. Die Zeit vertreiben wir uns mit Kontakten über SSTV im Bus, da keiner ein Kabel für die Handfunkgeräte hat, füllt sich der Bus schnell mit den akustischen SSTV Signalen. Auf dem Berg angekommen erwartet uns ein ausgiebiges Mittagessen, bevor wir beginnen, das Material der Station auf den Berg zu tragen. Der Aufbau der Station wird organisiert und nach wenigen Minuten stehen schon die ersten Stationen mit Antennen. Die Stationen werden komplett off-grid betrieben, so können wir das gelernte Wissen vom Vortag direkt praktisch anwenden. Die Rückfahrt erfolgt über eine der längsten Seilbahnen Europas und ist für uns alle das Highlight des Tages.

Tag 6

Nach dem gestrigen Tag waren die Aktivitäten am sechsten Tag eher ruhig und informativ. So bestand der erste Programmpunkt aus Betrieb an der Station, um die Special Calls für die jeweiligen Tage auf die zahlreichen Bänder zu bekommen. Da nur eine Handvoll Stationen verfügbar waren, bot sich einigen die Möglichkeit, an ihrem Fuchsjagd-Sender weiter zu basteln und zu programmieren. Andere nutzten die Möglichkeit, sich auszutauschen und über ihr Land zu berichten. Das Interesse an anderen Ländern war groß und man konnte sich stundenlang über alle möglichen Bereiche des Lebens mit den anderen Teilnehmenden unterhalten. Anschließend folgte die Fuchsjagd, einige von uns selbstgebauten Sender schafften es sogar in die Fuchsjagd. Für uns waren Fuchsjagden noch völlig unbekannt und wir hatten bisher nur von dem Prinzip gehört. Mit niedrigen Erwartungen starten wir also in einen nahegelegenen Park, in dem 12 kleine Sender versteckt sein sollten, die auf verschiedenen Frequenzen im 80m Band ihr Rufzeichen morsten. Erstaunlicherweise verstanden wir das Prinzip relativ schnell, trotzdem stellten sich die schwachen Signale als Herausforderung heraus, weshalb wir uns mit einem Team zusammengeschlossen. So gelang es uns, fast alle in Büschen oder Bäumen versteckte Sender zu finden. Wir kehrten also erfolgreich zum Camp zurück. Nach einem wohlverdienten Mittagessen steht der letzte Workshop für den vorletzten Tag auf dem Plan: Antennenbau. Darin haben wir eine off-grid Station aufgebaut mit einer 20 m Vertikalantenne. Anschließend haben wir ihre Funktionsfähigkeit mit einem QSO überprüft.